Die Stockholmer Schären sind ein faszinierender Schärengarten mit ca. 30.000 Inseln, Schären und Felsen, die sich fächerförmig 80 km östlich vom Stadtzentrum in die Ostsee erstrecken und somit ein traumhaftes Paradies für Segler und all jene, die das Leben am und auf dem Wasser lieben.
Die Schärenküste besteht aus zerklüfteten Felsen, sogenannten Rundhöckern, die zT über dem Wasser und zT unter dem Wasser liegen. Diese „Keks“, wie wir die Inseln liebevoll nennen, sind wenige Quadratkilometer, aber auch nur wenige Quadratmeter groß; die meisten davon sind unbewohnt. Die größeren Inseln werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts für Wochenendhäuser und prachtvolle Sommervillen genutzt. Ansonsten bestimmen Bootshäuser und Fischerhütten das Bild. Dörfer und Städte liegen nur in der Nähe des Festlands und auf Inseln, die mit Brücken oder durch kurze Fährverbindungen erschlossen sind.
Während des Midsommars, dem zweitwichtigsten Fest nach Weihnachten, zieht es die Stockholmer wie magisch hinaus in die faszinierende Inselwelt.
Für den Yacht Club Austria Grund genug, uns diesem Treiben im Skärgården mit einem Clubtörn mit insgesamt sieben Segelbooten ebenfalls anzuschließen.
So geht unser Clubtörn 2018 von der Marina Gåshaga auf der Stockholmer Nachbar-insel Lidingö über Grinda, einem sehr beliebten Naturschutzgebiet, nach Sandhamn auf der Insel Sandön, die als DAS Zentrum der Segler und Bootstouristen gilt.
Der Ort Sandhamn besticht nicht nur durch entzückende und typische skandinavische Häuser wie aus dem IKEA-Bilderbuch, sondern wurde hier 1897 das Clubhaus des Königlich-Schwedischen Segelclubs (KSSS) errichtet. Im Sandhamns Värdshus, welches seit 1672 geöffnet hat, trifft man sich - so wie wir - um zu essen oder auch nur um ein Bier zu trinken.
Aufgrund einer Island-Schlechtwetterfront mit Windböen bis zu 8 Beaufort schaffen es nur zwei unserer sieben Boote über Namdö bis nach Utö, dem südlichsten Punkt unserer ursprünglich geplanten Runde durch den Schärengarten. Die anderen fünf Crews verlängern um einen Tag in Sandhamn, um die Schlechtwetterfront abzuwettern, denn auch hier im einigermaßen geschützten Hafen pfeifft uns der Wind immer noch mit durchschnittlich 20 Knoten um die Ohren.
Tagsdrauf steuern wir Namdö für eine Mittagspause in einer geschützten Ankerbucht an; jedoch ist uns das Ankern mit Bug voraus und Heckanker aufgrund einer nicht funktionierenden Tiefenanzeige so nahe an den Schären nicht ganz geheuer. Wir ankern daher einmal (als Übung) mit der kompletten 15 m (!) Bugankerkette auf 6 m Tiefe und einmal dann doch mit dem Heckanker, aber eben nicht zu knapp an den Schären.
Am Nachmittag geht es weiter nach Dalarö, welches durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist und als Tor zum südlichen Schärengarten gilt, da hier bereits im Mittelalter der Schiffsverkehr nach Stockholm durch die Fahrrinne vor Dalarö passierte. Das Lotsenwesen und die Zollabwicklung für den Schiffsverkehr waren wichtige Wirtschaftsfaktoren.
Auf dem Weg von Dalarö zurück nach Stockholm legen wir einen Zwischenstopp in Saltsjöbaden ein, wo wir eine weitere „Zweigstelle“ vom KSSS – Königlich-Schwedischen Segelclub ansteuern.
Eine der schönsten Routen ist danach die Fahrt zwischen den vorgelagerten Inseln kurz vor Stockholm. Und so liegen wir am vorletzten Tag in der Wasahamnen Marina nur wenige Meter vom berühmten Vasa Museum entfernt.
Jedoch macht uns leider das Wetter wieder einen Strich durch die Rechnung. Schon beim Anlegemanöver schüttet der verdunkelte Himmel seine ganze Regenpracht über uns herab, sodass Stockholm in einem nassen Grau uns präsentiert.
Auch der geplante Abendspaziergang und auch der Spaziergang am nächsten Tag fallen sprichwörtlich ins Wasser, denn es gießt immer wieder wie aus Schaffeln.
So bleiben wir gemütlich auf unserer „Magic“ und verlassen am letzten Tag gegen mittags die Wasahamnen Marina und tuckern mit Zwischenstopp zur Tankstelle in Richtung Heimathafen Lidingö-Gåshaga.
Am letzten Abend gibt es das traditionelle Abschlussessen im Restaurant Pier16.
Die Crew der „Magic“ verlängert den Aufenthalt in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Unsere Sightseeing-Tour führt uns u.a. nach Gamla Stan, die mittelalterliche Altstadt, das Vasa Museum, das ABBA Museum und das Freilichtmuseum Skansen, welches 1881 als das erste Freilichtmuseum der Welt entstand.
Wir nächtigen in Stockholm stilecht auf der Af Chapman, einem schwedischen Vollschiff aus Eisen und dem drittältesten der Welt seiner Art – erbaut von 1887 bis 1888 unter dem Namen Dunboyne. Bis 1934 wurde es als Segelschulschiff eingesetzt, während des zweiten Weltkrieges diente es der Marine als schwimmende Unterkunft und seit 1949 ist der Segler am Pier von West-Skeppsholmen im Stockholmer Hafen als Jugendherberge in Betrieb.
Fazit: ein toller Clubtörn in einem traumhaftschönen Segelrevier – Stockholm und der Skärgården haben uns in ihren Bann gezogen!
Rotina Mihai
YCA Crew Wien-NÖ-Burgenland