Da uns Harald Schwanzer hervorragend auf die theoretische Prüfung für den FB2 vorbereitet hat, kam der Beginn des 2-wöchigen YCA Trainings- und Prüfungstörns in Kroatien immer näher. Die Anreise begann damit, dass ich mit dem mir unbekannten Crewkollegen Steve um 02:00 Uhr Früh in dieses Abenteuer nach Primosten startete. Nachdem wir vor Ort den Proviant geladen, die Sicherheitseinschulung erhalten haben, trainierten wir gleich mit unserem Ausbildner Anlegemanöver über die Mittelklampe sowie das Ablegen über die Achterspring.
Um die für den FB 2 notwendigen 500 Nm zu erreichen, sind wir die ersten Nächte bis zumeist 1:00 Uhr in der Früh gefahren, wobei uns sicherlich die Fahrt in die Festungsstadt Ston am meisten faszinierte. Schließlich war die Fahrt durch diesen engen Fahrkanal in einer dunklen Nacht sehr fordernd, aber durchaus aufregend. Bereits am nächsten Tag wurden wir für unsere Mühen durch eine kurze Stadtbesichtigung und einem spektakulären Ablegemanöver über die äußere Achterleine entschädigt. Offenbar wird dieses besondere Manöver in Kroatien nicht oft praktiziert, zumal die Hafengäste immer wieder zum Staunen kamen, wenn sich unsere Bavaria 46 (Shanti Blu) am Fleck um beinahe 180 ° drehte. Zum Staunen kamen wir auch am nächsten Tag, als nach einem Besuch in der beinahe touristenfreien Stadt Dubrovnik und dem anschließenden Ankern in Cavtat, der Motor des Dingis seinen Dienst quittierte und uns zum Rudern motivierte. Glücklicherweise haben wir vorher noch die Ruder eingepackt!
Aber auch die kommende Nacht sollte uns überraschen, nachdem der Wetterbericht die Bora verschwieg. Diese Wetterüberraschung ließ den Anker ausbrechen, wodurch es notwendig wurde, sich mitten in der Nacht in ein Päckchen mit einem fest verankerten Fischerboot zu legen. Um keine Legerwall zu riskieren, hielten wir abwechselnd Wache bis in die Morgenstunden. Nachdem wir aus Cavtat ausgelaufen waren, steuerten wir Korcula sowie Prigradica an, wo uns unser Top-Ausbildner Wolfgang Siebenhandl in der dortigen exzellenten Konoba mit heimatlichen Klängen auf seiner Gittare erfreute.
Der nächste Tag führte uns zum Bunker Dumboka auf Dugi Otok und nutzen wir den Abend, um einen Landgang durchzuführen. Hierbei entdeckten wir nach rund 2 km einen äußerst sympathischen Kreisler, der offenbar auch als Veranstaltungsort durch die Inselbevölkerung genutzt wird. Nach einem durchaus angenehmen Abend besichtigten wir am nächsten Tag den gesunkenen Frachter bei Veli Rath. Im Anschluss hieran und übten wir weiterhin verschiedenste Manöver und versuchten auch die Befehle (insbesondere bei der Q-Wende) zu verfeinern, zumal manche von uns den offenbar nicht ganz richtigen Ausdruck „Wirf die Schoten“ verwendeten, obwohl wir keine über Bord zu werfende Chilischoten an Bord hatten.
Die kroatische Kulinarik konnten wir in der 2. Woche bei einem von Mike Hecker organisierten tollen Ausflug ins Landesinnere zu einem „Heurigen“ entdecken. An diesem Abend ahnten wir aber noch nicht, welches Wetter uns für den folgenden Prüfungstag erwarten sollte, zumal der Wetterbericht ruhigere Bedingungen prognostizierte.
Tatsächlich hatten wir eine bewegte See mitsamt starkem Wind beim POB-Manöver, sodass wir durchaus zu tun hatten, die Fender zu „fischen“. Glücklicherweise gelang uns die Rettung der unvorsichtigen Fender, wobei wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersahen, wie lange die Nacht tatsächlich noch wird und welche Überraschungen der Prüfer noch bereithalten sollte. Aber auch die An- und Ablegemanöver sowie Navigationsaufgaben meisterten wir und wurde uns das Leuchtfeuer Mulo immer sympathischer, zumal es doch einen sehr guten Bezugspunkt bildet. Den krönenden Abschluss dieser Prüfung bildete das Ankermanöver unter Segel, weshalb wir dann dankbar waren, die vertrauten Kojen aufzusuchen, um zumindest ein bisschen Schlaf zu erhaschen.
Am letzten Tag legten wir einen kurzen Schlag nach Zirje zum Baden zurück und liefen danach das letzte Mal in die Marina Kremik mit musikalischer Unterstützung durch den Soundtrack des Films „das Boot“ ein.
Das Resümee dieses Abenteuers ist, dass wir nicht nur neue Freunde kennengelernt haben, sondern vor allem auch, viele wichtige Situationen hautnah erleben konnten (nicht haltende Anker, Mann über Bord, unzutreffende Wetterberichte, enge und seichte Hafeneinfahrten, Nachtfahrten, bewegte See,…).
An dieser Stelle darf ich ein großes Dankeschön dem YCA Steiermark und seinem Ausbildner Wolfgang Siebenhandl für diese unvergesslichen 2 Wochen ausdrücken.
Marc Simbürger