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Train the Trainer Workshop - 4 Tage nonstop über`s Segeln gscheitln

Ja das war tatsächlich mein erster Gedanke als ich die Einladung bekam, bei diesem Seminar teilzunehmen und ich war nicht wirklich begeistert eher belastet von der Vorstellung mit der YCA-Trainertruppe 4 Tage in Izola zu verbringen. Aber siehe da, es kam alles ganz anders als gedacht und der Train-the-Trainer Praxisworkshop entpuppte sich als das beste und effektivste Segeltraining, das ich bisher beim YCA absolvierte. Doch der Reihe nach.

Eigentlich hatte ich vor, endlich meine FB4-Praxisprüfung abzulegen. Corona bedingt wurden die letzten beiden Termine abgesagt und die erneute Notwendigkeit, die Astronavigation wieder aufzufrischen nervte schön langsam. Doch nun sollte es ja endlich soweit sein. Schiff und Prüfer waren organisiert und meine Kollegen wollten schon einige Tage zuvor nach Izola reisen, um vor der FB4-Prüfung am YCA-Train-the-Trainer Workshop teilzunehmen. Ich selber habe zwar auch die Ausbildung zum YCA-Offshore-Sailing-Instructor, bin aber kein aktiver Trainer, weil ich glaube, dass mein Praxiskönnen selbst nach mehr als 4.000 Seemeilen dafür noch immer nicht ausreicht. Zudem bin ich überzeugt, dass das, was Segelschüler am wenigsten brauchen, Trainer sind die ihre fachliche Qualifikation überschätzen, die über nicht ausreichendes Fachwissen verfügen oder die zwar über das Wissen verfügen, es aber nicht entsprechend vermitteln können. Wie auch immer, ich nahm schließlich doch – aber eher aus logistischen Gründen – wegen der gemeinsamen Anreise – am Seminar teil und war nun schon gespannt worauf ich mich hier eingelassen hatte.

Der Train-the-Trainer Praxisworkshop fand zum ersten Mal statt und war aus dem Bestreben heraus entstanden, die Ausbildung auf ein einheitlich hohes Niveau zu heben, indem die Trainer die Übungen untereinander abstimmen und sich gegenseitig trainieren. Klingt theoretisch gut, ich konnte mir aber schon ausmalen wie es in der Praxis aussah, wenn ein Trainer dem anderen die Segelwelt erklärt. Ich sollte mich jedoch täuschen, denn es funktionierte bestens. Ausschlaggebend dafür war die hervorragende Workshopleitung durch Gerald Truttenberger, die weder Konkurrenzsituationen, missbilligende Blicke oder ausufernde Diskussionen entstehen ließ. Im Gegenteil - etwa ließ sich Rupert Hutterer der gerade erst 3 Wochen FB2-Trainingstörns hinter sich hatte, bei seinen Manövern gerne „in die Karten schauen“ und nahm Anerkennung und Inputs von den Trainerkollegen gleichermaßen offen an. Ähnlich war es bei Ignaz Berghuber und Gottfried Grabner, die beide, obgleich sie unzählige Seemeilen an Erfahrungen mitbrachten für Kritik und Anregungen recht aufgeschlossen waren.

In diesen 4 Tagen durchkämmten wir alle Themen die bei Trainingstörns mit den Segelschülern durchgenommen werden. Wir widmeten uns also im Detail den üblichen Manövern unter Motor und Segel, dem An- und Ablegen, Rettungsmanövern, dem Wetter, der Sicherheit an Bord – der didaktischen Planung der Trainingswoche bis hin zu Verpflegung an Bord. Wir gingen dabei sehr akribisch ans Werk. Man muss sich das so vorstellen: ähnlich wie ich als gelernter Koch ein Brathuhn mit dem Messer fein säuberlich in seine einzelnen Teile zerlege und dann anrichte, so wurde etwa das Manöver „Längsseits anlegen an der Mole“ in seine einzelnen Schritte zerlegt, analysiert, aufgezeichnet, besprochen und anschließend beim tatsächlichen Anlegen wieder zusammengebaut. Dabei nahmen wir uns Zeit, einzelne Teile des Manövers herauszupicken, um etwa im Speziellen die optimale Annäherungsgeschwindigkeit zur Mole herauszuarbeiten. Beim Anlegen mit Heck zur Mole übten wir das Eindampfen in die Achterleine und das Ausrichten des Bootes bei Seitenwind durch mehr oder weniger Motorschub. Alles Themen die beim Trainingstörn relevant sind – hier bis ins Detail besprochen.

Es war ein perfekter Workshop, der wirklich regelmäßig stattfinden und wenn möglich alle Trainer des YCA einschließen sollte, denn nur so kann man erreichen, ein annähernd gleich hohes Ausbildungsniveau über alle Trainer hinweg sicherzustellen.

Die FB4-Prüfung haben wir im Übrigen abgesagt und erneut verschoben – nach Beobachtung der Wettersituation war durch die Ankündigung einer starken Bora klar, dass eine Prüfung unter den zu erwartenden Bedingungen nicht möglich sein würde – keine freie Sicht zu den Gestirnen und Sicherheit geht vor und egal - dann werde ich im Frühjahr eben wieder die Astronavigation auffrischen.

 

Text: Gerald Lutz, Fotos: Gerald Truttenberger

 

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