Als Ausbildungsleiter hatte ich heuer mit dem unwahrscheinlichen Schönwetterphänomen zu kämpfen, der selbst jetzt zu Weihnachten eher für Herbstgefühle, denn dem Wunsch nach Punsch und Bratkartoffeln entspricht.
Training ist aber Training und man muss das Wetter nehmen wie es kommt. In einer konzentrierten Nachtarbeit vor dem Eintreffen der Teilnehmer der ersten Woche und einer guten Flasche kroatischen Rotwein später, war das Trainingsprogramm auf die zu erwartende Wettersituation (Woche 1 – Montag / Dienstag bis max. 30 Knoten – dann 0-10 Knoten ) ( Woche 2 – ganze Woche kein Wind, nur Sonne und blauer Himmel ) umgeschrieben.
Das Wetter wird dann schwer genug für die Teilnehmer, wenn diese auf Basis deren Levels zu Leistungen motiviert werden, die bisher nicht von ihnen verlangt worden waren und an die sich bisher keiner der Teilnehmer herangetastet hatte. Es ist die Fähigkeit des Trainers, das maximale Leistungspensum in Sachen Yachtführung der Trainees zu erkennen und diesem Level entsprechend die Einheiten so zu gestalten, dass selbst Windstille für höchste Konzentration sorgt.
Nachdem am Sonntag nach der ausführlichen Schiffseinweisung – bei der z.B versucht wurde zu erkennen, welches Funkgerät nur DSC-fähig und welches tatsächlich in der Lage ist einen digitalen selektiven call (DSC ) abzusetzen, bei der eine Steuertabelle für das Trainingsschiff erstellt wurde, bei der der Loggefaktor berechnet wurde, um bei den später terrestrisch durchgeführten Nachtansteuerungen – natürlich ohne GPS und Plotter – die unbeleuchtete Ankerbucht exakt mittig im 90 Grad Winkel anzusteuern und bei der der Handhabung des Radargerätes große Bedeutung zukam – denn wir hatten starke Sichtbehinderung durch Nebel ( dass der Nebel nur ein Badetuch über dem Kopf dem Steuerrad und dem Radargerät war – war eine zusätzliche Belastung.
Wer hat schon jemals seinen Liegeplatz und in der Folge die Boxengasse, die Marina und das Hafenbecken mit reiner Radarfahrt bei schlechter Sicht ( unter 20 Meter ) verlassen und ist dabei auch noch den KVR folgend, entgegenkommenden Schiffen richtig und rechtzeitig ausgewichen.
Der Tag begann wie immer um 07:00 Uhr mit dem Handyläuten. Trainingsbeginn war lt. Skipper immer um 09:00 ( d.h. Motor läuft, alle Kontrollen sind durchgeführt, Yacht ist auslaufbereit und die Crew entsprechend bekleidet, die Sicherheitsüberprüfung durch den Wachführer abgenommen und dem Skipper gemeldet ). Wann es dann tatsächlich 09:00 Uhr war tat nichts zur Sache, denn beim Frühstückskaffee erfolgte das Crewbriefing für den laufenden Tag und alle Punkt wurden abgearbeitet. Was wiederum zur Folge hatte, dass der Tag dann zu Ende war, wenn alle Punkte abgearbeitet waren und die Yacht ihren Tagesendpunkt erreicht hatte und entweder fest war, oder sicher vor Anker lag. Unerwähnenswert, dass jeder Tag erst nach Einbruch der Dunkelheit endete und dass es fallweise auch später als Mitternacht wurde. Am Tagesplan des nächsten Tages änderte dass nichts – ihr wisst schon – Handy läutet um 07:00 Uhr.
Ziel dieser Woche war, dass ( aufgrund der Wetterlage ) nunmehr alle Teilnehmer als Trainingsziel den Wunsch hatten: Ich führe alleine und Einhand die Yacht, lege alleine ab, lege alleine an, mache auf diesem Schiff einfach alles alleine, brauche für nichts irgendjemanden und habe immer meinen Plan B im Kopf mitlaufen – und das alles unter dem Motto: „Banane – Banane“. Erst dann, wird Yachtführung das was es sein soll. Nämlich Kompetenz am Schiff durch den Schiffsführer alleine, der auch bei schwierigsten Bedingungen weiß, wie das Manöver alleine zu fahren ist wenn es brenzlig wird. Und daher erst recht das Manöver fahren kann, wenn er weitere helfende Hände an Bord hat.
Nebenbei sei erwähnt, dass wir trotzdem in der ersten Woche in einer fast 28 stündigen Fahrt durch die Nacht und den Tag Palagruza terrestrisch rundeten – dabei die 12 SeemeilenZone nie verlassen haben – durch das Tor hinein und auch wieder hinaus gesegelt sind und unsere LISSA dann am späten Abend erschöpft in HVAR am Stadtkai festmachten.
Dass wir unter der Annahme eines Ruderbruchs ein Ersatzruder errichtet haben, mit dem wir vom offenen Wasser in das schöne Dorf Pucisca auf Brac eingelaufen sind und in der zweiten Woche mit dem Notruder sogar längsseits angelegt haben.
Dass wir mit der Notpinne tatsächlich gesegelt sind und uns auch eine Leinensteuerung mit Leinen gebaut haben, weil irgendwann das Handsteuern zu mühsam wurde – was macht man auch am Ozean sonst.
Dass wir POB mit dem Skipper im Wasser Live trainiert haben und den Skipper auch tatsächlich unter drei Übungsannahmen bergen mussten: 1.Variante – bei Bewusstsein, kann mithelfen. 2.Variante – bei Bewusstsein, kann nicht mithelfen. 3. Variante ohne Bewusstsein.
Dass wir am Freitag nachmittag der zweiten Woche, wegen eines Defekts im Achterliek einen Großsegelriss bei 15 Knoten Wind in beigedrehtem Zustand hatten, dann das Groß geborgen haben und eben ohne Großsegel weitergesegelt sind – warum denn nicht?
Und noch viel viel mehr.
Die Trainings für 2016 stehen bereits fest. Es sind dies vorerst die Woche 19.11.-26.11.2016 und 26.11.-03.12.2016. Für beide Wochen ist die Nachfrage enorm, sodass bereits an weitere Wochen im März 2016 gedacht wird.
Für Anfragen und Auskünfte wenden Sie sich bitte gerne an die Ausbildungsstelle des YCA, Leitung: Jürgen PRAPROTNIK, unter den Kontaktmöglichkeiten:
+43 676 612 53 05 oder E-Mail an Jürgen Praprotnik