RÜCKBLICK - SEGELN SPEZIAL Ostsee 2024 - rund um Rügen

Wenn Segeln Spezial zur Herausforderung wird – eine toller Ostseetörn mit unerwartetem Ausgang.

Für das von Franz und Frank aus der Crew WNB organisierte „Segeln Spezial - deutsche Ostseeküste mit Rügen“ kamen insgesamt zwei Boote mit je sieben Personen Besatzung zusammen. Die meisten reisten am Freitag mit dem Nachtzug nach Berlin an, von dort ging es ebenfalls mit der Bahn in einer zu kurzen IC-Garnitur nach Warnemünde. Was man alles so erlebt mit reservierten Sitzplätzen – diesmal stehend zwischen Gepäck und Fahrrädern.

Am Yachthafen „Hohe Düne“, wurde die Bavaria C46 „Schwerelos“ und die Bavaria C51 „Herr Nilsson“ übernommen.

Der Samstag wurde noch für die Verproviantierung, Sicherheitseinweisung und ein gemeinsames Essen zum Kennenlernen aller genutzt.

Sonntags folgte ein langer Schlag von Warnemünde nach Barhöft. Franz hatte für die Crew unter anderem einen Wachplan erstellt, sodass jeder abwechselnd als Navigator, Rudergänger oder Deckshand zu Einsatz kam und die Zeit wie im Flug verging. Die Einfahrt zur dortigen Reede erfolgt über ein mit Tonnen gekennzeichnetes Fahrwasser zwischen den vorgelagerten Inseln „Der Bock“ und „Hiddensee“ Die Nacht verbrachten wir dort gut geschützt vor Anker und stärkten uns mit selbstgemachten Erdäpfelgulasch und einem guten Gläschen Wein von unserem Winzer Alois.

Der nächste Tag Montag, führte uns bei günstigem Wind entlang Hiddensee und weiter um das Kap Arkona nach Glowe, wo wir an Dalben im dortigen Hafen festmachten und beim „Futterkutter“ ein leckeres Fischbrötchen als Aperitiv verdrückten. Danach ging es zum Abendessen ins Gasthaus „Zur Schabe“, um lokale Spezialitäten zu geniessen. Anschließend gönnten sich beide Crews am Partnerschiff „Herr Nilsson“ ein bis zwei Absacker und tauschten ihre Erfahrungen aus.

Nach der Skipperbesprechung am Dienstag war wieder ein längerer Schlag entlang der Ostküste von Rügen nach Lauterbach vorgesehen. Nach diversen Fotoshootings der imposanten Kreidefelsen unterhalb des Nationalparks Jasmund, lieferten wir uns mit Wind von Süd ein sportliches Duell mit dem Partnerboot „Herr Nilsson“ auf der Kreuz und legten so knappe 50 Meilen unter Segel zurück.

Von Lauterbach führte uns Mittwoch Vormittag eine kurze Etappe zum Großteil über Fahrstraßen nach Stralsund. Kurz vor Stralsund mussten wir zur vorgegebenen Zeit um 1220 Uhr die klappbare Ziegelgrabenbrücke passieren und konnten kurz danach in der Citymarina an einem Fingersteg festmachen.

Beim Landgang und Spaziergang in Stralsund konnten wir unter anderem die Gorch Fock I besichtigen, die 1933 in nur 100 Tagen gebaut wurde und nach abenteuerlicher Geschichte seit 2003 in Stralsund an der sogenannten Ballastkiste als Museumsschiff liegt.

Zur Stärkung saßen abends beide Crews im „Dolden Mädel Ratsherrn Braugasthaus“, wo wir unseren Elektrolythaushalt wieder deutlich aufbessern konnten.

Donnerstag, unser Törn neigte sich dem Ende zu, hatte Frank als ein weiters Highlight einen Besichtigungstermin mit dem SAR Seenotkreuzer „Nils Randers“ auf Barhöft ausgemacht. Die Fahrt dorthin war nur kurz, so hatten wir viel Zeit zum Besichtigen. Zwei große Motoren leisten 4000 PS und beschleunigen den 28m langen Kreuzer auf 24 Knoten. Die vierköpfige Rettungscrew nahm sich viel Zeit für uns und beantworteten geduldig die zahlreichen Fragen. Wir verabschiedeten uns sehr beeindruckt mit einer Spende und scherzten noch beim Abschied, daß wir uns hoffentlich nicht auf See in Not wiedersehen…

Zufällig hatte in Barhöft auch die „Triton“ festgemacht, ein Schuff aus der Flotte der internationalen gemeinnützigen Organisation „Sea Shepered“, die zum Schutz der Artenvielfalt und der marinen Ökosysteme weltweit tätig ist. An Bord der 12-köpfigen Crew waren übrigens auch Österreicher.

Freitag stand unsere letzte Etappe am Programm, der letzte Schlag zurück nach Warnemünde. Für Vormittag war Wind bis zu 15 Knoten angesagt, am Nachmittag stärker werdend.

Der Tag, an dem die Yacht Schwerelos zur Mastlos wurde.

Daher hatten wir schon zu Beginn das Reff 1 eingebunden und wechselten schon frühzeitig auf Reff 2. Franz stand am Steuer, wir kreuzten gegen Wind und Welle und machten gute Fahrt, als es plötzlich einen Knall machte. Unmittelbar danach begannen die Achterstage lose zu schlagen und der Furler an der Genua nahm eine untypische Position ein. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich sieben Personen im Cockpit. Dann ging es Schlag auf Schlag – der Mast neigte sich nach hinten, der Baum kam herunter und schlug am Backbordsteuerstand auf. Werner wurde dabei eingeklemmt und schrie kurz auf, Christiana und Fabian brachten sich durch einen Sprung unter Deck in Sicherheit. Als nächstes ging der Mast auf der Steuerbordseite seitlich vom Cockpit nieder. Trotz der Schrecksituation überprüften wir als erster ob noch alle an Bord beziehungsweise unverletzt waren. Glück im Unglück – alle da und bis auf blaue Flecken war keinem etwas passiert.

Zum Schleppen mussten dann alle Personen unter Deck bis auf einen Steuermann. Mit vier Knoten ging es dann gegen immer stärkeren Wind und Seegang Richtung Warnemünde. Durch am Deck aufschlagende Teile des Riggs war es dort ziemlich laut und unangenehm, vier Stunden später war dann aber auch das geschafft, die „Arkona“ nahm uns längsseits und bugsierte uns an den Kai beim Kran. Dort wurden wir von unsere Partnercrew bereits erwartet und willkommen geheißen. Ein kurzer Bericht bei der bereits wartenden Polizei, dann war alles erledigt.

Trotz des traurigen Anblicks des Bootes waren wir vor allem froh das keinem etwas passiert ist und räumten das Deck so gut wie möglich auf, da wir die Nacht noch an Bord verbringen mussten.
Immer wieder kamen Besucher vorbei, die sich mitfühlend erkundigten – das Highlight der Woche.

Beim Abschlussessen im Steakhouse im Yachthafen „Hohe Düne“ sparten wir nicht, ließen uns Vor-, Haupt- und Nachspeisen auftischen und nahmen als Absacker noch einen kräftigen Schluck Rum. Wir mussten ja auch noch ausgiebig die Erlebnisse des Tages besprechen.

Ein Mastbruch ist keine Situation die man trainieren kann, trotzdem reagierten wir besonnen und richtig. Der Grund für den Bruch war vermutlich ein Defekt bei der Halterung des Vorstags am Mast und kein Fehler bei der Führung des Schiffes. Unsere Logbuchaufzeichnungen waren von Anfang bis zum Ende sehr genau, die Besegelung zum Unglückszeitpunkt den Wetterbedingungen angepasst und natürlich waren alle mit Rettungsweste und Lifeline während des gesamten Törns ausgestattet.

Auch wenn es ein Ende mit Schrecken war haben wir unsere Segelwoche sonst sehr genossen. Das Revier rund um Rügen hat uns gut gefallen, für die inneren Boddengewässer wären allerdings kleinere Boote mit weniger Tiefgang besser gewesen. Das merken wir uns fürs nächste Mal in diesem Revier.

Ansonst vielen Dank an Franz und Frank für die tolle Organisation vom Törn Segeln Spezial rund Rügen.

Ach ja Franz – beim nächsten Mal bitte ein bisschen weniger „spezial“… , wenn Ende Juni 2025 ein Stückchen Dänemark (Dänische Südsee) am Programm stehen wird.

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