Am Do, 25.4. war für 7 Segler frühes Aufstehen angesagt. Aber wir hatten das alles freiwillig auf uns genommen, denn eine interessante Woche im Solent und im English Channel war angesagt und wir wollten nichts versäumen.
Ankunft in Heathrow, das Wetter wie erwartet, kühl, regnerisch, eben April in UK. Doch das Taxi nach Portsmouth wartet schon auf uns – ein erster Eindruck von guter Organisation durch unseren Skipper und dem YCA.
Mit der Fähre von Portsmouth nach Gosport geht’s zur Haslar Marina mit erstem Kennenlernen unserer Yacht, einer Elan Impression 434. Der Wind ist hör- und spürbar, die Seglervorfreude steigt gewaltig. Am Nachmittag gleich ein erstes Highlight, nämlich Segelsetzen und raus in den Solent ist angesagt. Dass Fish & Chips ein hervorragendes Essen ist (und nicht notwendigerweise auch billig), das Bier seine Eigenheiten hat und guter Kaffee auch zu haben ist, wurde vorher noch im Marina Restaurant geklärt.
Die erste Ausfahrt aus der Haslar Marina gibt einen Vorgeschmack auf das Segeln im Solent: navigieren, Gezeiten und Strömungen spüren, auf Hovercraft und schnelle Fähren aufpassen, Begriffe wie Small Boat Channel,….. alles zusammen ergibt ein anderes Feeling, als ein Auslaufen aus einer Marina im Sommer in Kroatien. Die Komfortzone wird erstmals angekratzt oder eben verlassen.
Erst nach der ersten Ausfahrt kam das Bunkern im Supermarkt mit einem gut bekannten Logo. Ein toller erster Tag klingt aus und die Kojen erweisen sich der Müdigkeit entsprechend als sehr angenehm.
Der Freitag bringt uns dann nach Cowes. Wir lernen inzwischen wieder mit Karte und Zirkel zu arbeiten, Tiden und Strömungen zu beachten und genießen den Nachmittag bei gutem Wind so sehr, dass wir das Navigieren etwas vernachlässigen bis uns der Skipper höflich aber bestimmt darauf aufmerksam macht, dass es so interessante Dinge wie im Wasser versteckte U-Boot-Sperren gibt. Segeln im Solent braucht Aufmerksamkeit! Die Marina hat uns wieder und das gleich für einen ganzen Tag, denn der Samstag ist dann doch vom Wind her zu heftig. Wir nutzen die Zeit, probieren das Setzen eines Sturmsegels und stürzen uns in die Planung unseres Channel Crossings nach Cherbourg. Kurs 190° ist das Ergebnis. Das aufgefrischte Wissen aus dem vorangegangenen Tidal Training Workshop kommt intensiv zum Einsatz.
Kurs liegt an – oder so ähnlich, denn bei 2m Welle, Böen bis 30kn und gerefften Segeln ist´s doch nicht so einfach. Aber wie der Track am Abend gezeigt hat, waren wir gut unterwegs. Dabei haben wir am Unterschied zwischen Logge und GPS auch zahlenmäßig den setzenden Strom gespürt.
Nach Abendessen, Wegpunkte zur Bäckerei für den nächsten Morgen feststellen und dem Sichten von interessanten Verkehrszeichen in Frankreich (Sauf Police) gings am nächsten Morgen bei null Wind aber hilfreichem Strom (weil gut getimt) und Sonnenschein in Richtung Guernsey. Vorbei an Alderney, durch die Alderney Races, bei einsetzendem Wind auch unter Segel und einem spürbaren Zusammenwachsen der Crew dem Ziel, St Peter Port zu.
Die geplante Ankunftszeit richtete sich natürlich nach der Tide, denn der Hafen, Victoria Marina, hat eine Sille über der wir, bei 2m Tiefgang, ausreichend Wasser unterm Kiel brauchen. Die frühe Ankunft, die Neugier auf St Peter Port, das gute Wetter für ein Liegen im Außenhafen haben uns auf die Hafeneinfahrt verzichten lassen. St Peter Port ist eine typisch englische kleine Stadt, aber mit 2-sprachigen Straßennamen, da die Insel im Golf von St Malo, also nahe an Frankreich liegt. Für unsere Bierliebhaber ist hier endgültig und nachhaltig die Guiness Zeit angebrochen. Und zwar im Albion House, einem Pub, das einen Eintrag im Guiness Book of Records hat, nämlich für die geringste Distanz zwischen Kirchentür und Pubeingang 'in the British Isles!'
Früh aufstehen waren wir schon gewohnt, es ging nach unserer Bordzeit 0300 UTC (auch Damenarmbanduhren waren danach gestellt!) los und wieder zurück Richtung Isle of Wight, hinaus durch 'Little Russel' mit Richtfeuer und genügend anderen navigatorischen Herausforderungen. Nächster Wegpunkt: bei den Needles mit Ziel Yarmouth. Davor aber gab's noch einiges an Schiffsverkehr zu beachten, einen Hubschrauberbesuch bekamen wir und je näher wir dem Segelrevier Solent kamen, desto besser wurde auch wieder der Wind. War auch gut so, denn zwischendurch gab die Starterbatterie ihren Geist unter Absonderung fauler Gerüche auf. Kein Problem mit den kompetenten Technikern an Bord – aber das ist einen eigenen Bericht wert. Wie wichtig es ist die Strömung zu beachten und vor allem nicht zu unterschätzen zeigte sich beim geplanten Umrunden eines Lateralzeichens bei den Needles. Zuerst wollten wir es nicht glauben, dann waren wir so knapp dran, dass der Skipper eingriff.
Yarmouth am Abend mit gutem Pub, Brunch in Lymington am nächsten Morgen, mit Anfahrt flussaufwärts, Anlegen am Town Quay, mit Vertreibung aus dem 'Paradies' durch den Hafenmeister, da die Fischer den Platz beanspruchen sind die nächsten Höhepunkte. Befahren von Flüssen wird nun die Spezialität der nächsten Tage: Beaulieu River nach Bucklers Hard bei ablaufendem Wasser bringt uns die niedrigste Tiefenanzeige von 0.3m. Die Gypsy Moth IV von Sir Frances Chichester blieb an diesem Tag im Schlamm stecken und hat uns aber doch nicht wie befürchtet die Rückfahrt durch den Beaulieu River mit dem gewaltig schief liegenden Mast versperrt.
Port Hamble Marina im Hamble River war die nächste Station mit einem bei unser Crew berühmt gewordenen Südquadranten an der Einfahrt in den River. Hamble zeigt dir auf good english 'how the other half lives'. Eine Marina mit Eignerbooten, die schon mal eine 67'' Hanse sein können oder entsprechendes anderes großes 'Gerät', aber aus alter Seglerzeit. Natürlich in hervorragendem Zustand. Abendessen im „King & Queen“ mit Fotopräsentationen von exklusiven Yachten die zur Cowes Week zusammenkommen. Auch dieses sehr sehr typische, gemütliche Seglerpub wurde vom Skipper ausgesucht, dafür noch mal herzlichen Dank!
Der letzte Segeltag hatte eine Nachtansteuerung nach Portsmouth auf dem Programm, aber die Wettervorhersage für den Abend ließ uns eine spontane Entscheidung treffen: eine Umrundung der Isle of Wight, ein großartiger Abschluss einer erlebnisreichen Segelwoche.
Nochmal unter Segel zu den Needles, auf der Südseite zurück, der Strom gegen an. Da suchst du die angezogene Handbremse, aber es ist eben 3.5kn Strom auf die Nase. Als Draufgabe begegneten wir im Solent und dann bei der Ansteuerung von Portsmouth der l'Hermione, ein Nachbau eines französischen Kanonenbootes aus 1780. Die Kameras liefen heiß! Ach ja, einen kleinen Riss im Genua Achterliek konnte Helmut unter Anwendung des Bootsmannsstuhles reparieren. Es sah nicht nur spektakulär aus, es war es auch!
Ein letztes Anlegemanöver, ein Manöverschluck auf die Woche und dann zum gemütlichen Abendessen in der Mary Mouse, dem umgebauten Feuerschiff in der Haslar Marina.
Was bleibt nach dieser fantastischen Woche als Resumee: Segeln unter Freunden oder Segeln spezial, beides ist eingetroffen. Wir sind als Crew an Bord gegangen, haben viele neue Erfahrungen gesammelt und haben unsere 'Diamond of Wight' als Freunde verlassen.