Clubtörn 2017 – Rund um die Azoren oder
Bei der österreichischen Crew steht der Bauch gut!
Wieder einmal ist Juni.
Clubtörn des Yacht Club Austria.
Wohin geht es diesmal?
Nein, nicht nach Norwegen, auch keine Whisky Tour in Schottland oder zum Sundowner in die Karibik.
Nein, diesmal packen alle ihre Segeltaschen, um mitten in den Atlantik zu fliegen.
Wie? Mitten im Atlantik?
Dazu eine kleine Anekdote: Ein Freund sollte eine Yacht über den Atlantik überstellen. Seine sehr besorgte, nicht segelnde Mutter machte sich Sorgen, wo der Junge denn nachts schlafen würde. Also erklärte er ihr: „Es gibt „Drive-In-Raststätten“ auf dem Meer. Dort würde er nachts halten, essen, schlafen und morgens wieder aufbrechen.“ Beruhigt stimmte nun die Mutter der Reise zu.
Nun wissen aber alle Segler: es gibt KEINE Drive-In Raststätten auf dem Atlantik! Naja, obwohl auf 36° 43' bis 39° 56' N und 24° 46' bis 31° 16' W liegen neun zu Land gewordene Massen mitten im Atlantik und drängen sich als Drive-In seit vielen Jahrzehnten fast auf.
Aber zurück zum YCA-Clubtörn und zur Azoren-Geschichte: drei Crews vom Yacht Club Austria und eine befreundete Crew aus Braunau treffen auf dem kleinen Flughafen der noch kleineren Stadt Horta ein. Beides gelegen auf der Insel Faial mitten im Atlantik. Wobei das stimmt auch nicht ganz, denn die Insel liegt ca. 1.600 km westlich der iberischen Halbinsel und rund 3.600 km östlich von Amerika.
Die Hauptpersonen dieser Azoren Geschichte – die acht Crewmitglieder der „Primo“: Rotina, Petra, Ingrid und Eva bilden den intellektuellen, weiblichen Ruhepool. Manfred, Alex und Harry erweitern das Ganze um den handwerklichen, technischen und angel-fixierten Part; der Skipper - alias Christian - fügt der Crew das nautische Können hinzu. Wir machen uns also zu acht auf einer Dufour 45 namens „Primo“ von Horta auf den Weg, die Drive-In-Raststätten mitten im Atlanik zu erkunden.
Gestartet wird von Horta unter Motor und während der Autopilot bei wenig Wind vorerst den Job übernimmt, werden die Karten gezückt. Im äußersten Westen liegen als Grupo Ocidental bezeichneten Landflächen Corvo und Flores. Im Südosten die Grupo Oriental, bestehend aus Santa Maria, den Formigas, einer unbewohnten Inselgruppe, und São Miguel, der größten Insel der Azoren, deren Hauptstadt Ponta Delgada und zugleich auch Hauptstadt des gesamten Archipels ist. Als Mittelgruppe die Grupo Central wird die Insel Faial mit der Stadt Horta, die Insel Pico mit Hauptort Madalena, São Jorge, Graciosa und Terceira ausgemacht. Schnell wird deutlich, dass nur die Mitte Kern des atlantischen Drive-In sein kann, und so wir steuern wir Velas auf São Jorge an.
Langsam kommt etwas Wind auf. Die Genua wird ausgerollt, um mal zu schauen, was Seglerisch geht. Der Skipper rät zaghaft zum Groß. Nach mehrmaligen Rauf und Runter steht endlich das erste Mal das Tuch. Der Schnaps ist schnell gefunden, der Manöverschluck macht die Runde, Neptun wird gehuldigt. Auf eine tolle Segelwoche im Drive-In-Revier, mitten im Atlantik.
Nach ungefähr einer Seemeile - die Dufour hat inzwischen auf 3,4 kn beschleunigt - wird die Entscheidung gefällt, die Genua sollte geschiftet werden. Aber der Schifter will nicht schiften. Nach längerem Hin und Her knallt der Großbaum über. Die Patenthalse wurde konsequent durchgezogen und Butterfly-Segeln ist angesagt, egal, ob der Schifter nun schiften will oder nicht.
Neben unserer Yacht treiben plötzlich viele Segler, genauer gesagt portugiesische Galeeren. Sind wir nun etwa mitten in ein Regattafeld gelandet? Zumindest haben wir diesen Eindruck. Portugiesische Galeeren zählen zu der Art der Seeblasen und bestehen aus einer Kolonie voneinander abhängiger Polypen. Die bläulich schimmernde, sackförmige Gasblase sorgt für den Auftrieb. Sie wird als Segel genutzt und von einem einzigen Polypen gebildet. An den rotvioletten Tentakeln finden sich bis zu tausende Nesseln, die ein Giftgemisch aus verschiedenen Proteinen enthalten. Das Gift kann kleinere Fische und andere Beutetiere töten. Bei Menschen verursacht es starke Schmerzen. Mondfische und Karettschildkröten fressen diese Tiere allerdings ohne Gefahr.
Als logischer Sieger der Galeeren-Regatta halten wir – trotz weiterhin mäßigem Wind - auf die kleine Hafeneinfahrt von Velas zu. Besser gesagt, wir fahren auf einen kleinen Steinhaufen mit dahinterliegender, hoch aufragender Klippenwand zu. Niemand hat gesagt, dass ein Drive-In groß sein muss und so erreichen wir den Liegeplatz. Wenn allerdings angelegt wird, trennt sich das Schiffpersonal - aufgrund der Tidensituation von bis zu 1,5 m und der baulichen Voraussetzungen der Marinas - in funktionsfähiges Langbein- und nur eingeschränkt handlungsfähiges Kurzbein-Personal.
Wir liegen also nun in Velas im Päckchen direkt an einem deutschen Paar mit Stahlschiff. Der mehr oder weniger aufgeräumte Zustand des Nachbarbootes lässt uns nachdenklich werden. Eingeflogen, nach Faial mitten im Atlantik, fühlen wir uns fast schuldig, nicht auf eigenem Kiel hier her gesegelt zu sein.
Die vielen Malereien der Segelcrews aus aller Welt, die uns schon in Horta aufgefallen sind, führen uns auch hier in Velas vor Augen, dass das Drive-In mitten im Atlantik verdammt bekannt sein muss. Angefangen hatte das Bemalen der Kaimauern in den 1970er Jahren, in denen sich einige Segler derart verewigt und anschließend schlimme Stürme bei der Atlantiküberquerung überstanden hatten. Immer mehr Geschichten wurden von denjenigen erzählt, die eben sich nicht verewigt und die dann ein schlimmes Ende gefunden hatten. Seitdem wird liebevoll gemalt, was das Zeug hält und so kann man so manches wahres Kunstwerk an den Hafen- und Kaimauern staunend bewundern.
Es setzt die Dämmerung ein und bald darauf die Dunkelheit. Fast gleichzeitig beginnt um uns herum ein außergewöhnlicher Lärm: „Aua-Aua“-Rufe hallen durch die Nacht.
Was ist das bloß? Was geht hier vor?
Über den Masten der Marina schießen Vögel durch die Luft. Möwen oder Seeschwalben, wie wir denken, mit seltsamen Lauten. Fast ein bisschen unheimlich in der Dunkelheit. Später erfahren wir, dass die vielen grau-braunen Vögel, die wir tagsüber auf dem Meer gesehen haben und als Möwen bezeichnet haben, Gelbschnabel-Sturmtaucher sind. Es sind keine Möwen, sondern diese Zugvögel zählen zu den Albatrossen. Sie leben auf dem Meer, werden bis zu 40 Jahre alt und wie die Albatrosse nutzen sie ausschließlich den Auftrieb, der über dem Meer herrscht. Man sieht sie daher kaum mit den Flügeln schlagen. Sturmtaucher nutzen die Azoren nur als Fly-In Station, um dort ihre Jungen aufzuziehen. Da die erwachsenen Vögel an Land hektische Flieger sind und sehr schlecht Starten und Landen können, sind sie dort leichte Beute. So verbringen sie den Tag auf dem Meer und kehren nur während der Brutzeit mit einsetzender Dunkelheit an Land zurück. Bis weit nach Mitternacht sind die Aua-Aua-Rufe der Jungtiere überall in den Steilwänden in der Marina von Velas zu hören.
Am nächsten Morgen nehmen wir Kurs nach Südosten und steuern Ribeira Seca an der Südküste von São Jorge an. Gleichzeitig setzt eine ausführliche Diskussion am Navi-Tisch ein. Wie war das doch gleich mit der Missweisung? Schnell einigen wir uns auf eine Abweichung auf 10°. Die Frage ist nur: plus oder minus von Karten- auf Kompasskurs? Unsere zwei Kompasse an Bord sind sich schon nicht einig und zeigen außerdem auch noch andere Zahlen als der Plotter an. Grob über den Daumen wird also entschieden, und außerdem ist Eva mit Österreichern unterwegs. Da ist es am Ende vielleicht eh wurscht?!
„Wir haben keinen Kaffee an Bord.“ Ingrid schaut in die Runde. „Doch, im rechten Schapp“. „Ich meinte Kaffee und nicht Instantbeutel“. Eva blickt grinsend in die Runde der Österreicher, denn als Deutsche weiß sie mittlerweile, wie wichtig guter Kaffee bei den Freunden aus dem Alpenland ist.
Ingrid wühlt in der Tiefe des Schiffes. Man hört die Schapps klappern, Töpfe scheppern, Deckel fallen geräuschvoll zu Boden. Kurze Zeit später erscheint Ingrid wieder mit den Worten „Was für ein sinnvolles Leben ohne Kaffee“.
Nach rund 50 Seemeilen erreichen wir Angra do Heroismo auf Terceira. Mit Blick auf die alte Festungsanlage legen wir längsseits an. Nachdem auch die Kurzbeinmatrosen die Kaimauer geentert haben, sitzen die ersten Crewmitglieder bereits im Café. Unter Einsatz von unbeschreiblichen 0,60 Cent wurde - mit Blick auf die Stadt Angra do Heroismos - auf der gegenüberliegenden Seite des Hafenbeckens ein „richtiger“ Kaffee geordert. Die Stimmung unter der Crew steigt wieder.
Wir sind völlig überrascht von der Schönheit Angra do Heroismos. Im Januar 1980 hatte ein Erdbeben 65% der Häuser zerstört und innerhalb von 20 Sekunden ein Drittel der Inselbevölkerung obdachlos hinterlassen. Über 300 Nachbeben erschütterten in den folgenden Monaten die Insel, und so hatten wir nicht mit einer derartig schönen Stadt gerechnet. Bereits 1983 ist die Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt worden. Hinter den detailgetreu aufgebauten Holzfassaden stecken allerdings aus Sicherheitsgründen, moderne Betonsteine und Stahlträger, was der Schönheit der Häuser aber keinen Abbruch tut.
Oberhalb der Stadt lädt eine wunderschöne Gartenanlage mit einem Aufgang zu einem atemberaubend schönen Blick über die Stadt, übers Meer bis hin zum höchsten Berg Portugals (2.351 m), dem Vulkan Pico auf der gleichnamigen Insel, ein. Angra do Heroismos wird aber heutzutage von einer neuen, weniger sichtbaren Gefahr bedroht: Termiten fressen sich durch das Dachgebälk der Stadt, und eine Lösung des Problems ist leider noch nicht in Sicht.
Nach dem Entern des Supermarktes - unsere Vorräte müssen aufgefüllt werden - und wir erinnern uns, da war auch noch etwas mit dem Kaffee, kommt plötzlich Hektik auf.
Die Fähre kommt um 13:30 Uhr, und wir liegen ja am Fähranlieger. Es kommen übrigens auf allen Drive-In die Fähren um 13:30 Uhr. Auch wenn wir zwar nur eine Fähre in der ganzen Woche an- und ablegen gesehen haben, und zwar um 16:00 Uhr, aber genau genommen kommen immer alle um 13.30 Uhr. So erklären uns das zumindest die Einheimischen, und wir als gewissenhafte Segler mit guter Seemannschaft vertrauen diesen Worten. Aber halt - was ist nun mit dem selbst geangelten Thunfisch, den wir als Mittagessen verspeisen wollten? So ein gaaaanz frisches, herrliches Thunfisch-Carpaccio mit Wasabi und Sojasoße. Nein, wir müssen ja los, die Fähre. Die um 13:30 Uhr! Also nehmen wir Kurs um die Ostflanke von Terceira und peilen Praia da Vitória an. Strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel, und auch das kennen wir nun schon: KEIN oder nur mäßig Wind.
Kurz nach dem Auslaufen kommt uns die „Strappo“ mit der FB4-Langtörn-Crew entgegen. Stolze 500 sm legten sie auf eigenem Kiel von Madeira zurück auf die Azoren. Die „Strappo“ dreht unter Motor schwungvoll nach Backbord ab. Nachdem sich die Bugwelle der „Strappo“ legt, liegt eine Möwe (Sturmtaucher?) auf dem Rücken treibend auf dem Meer.
„Die haben ja die Möwe überführt!“ rufen einige aus. „Nein“ antwortet Harry „Die schläft nur, das Luder.“
Wir setzen unseren Kurs Richtung Praia da Vitória weiter. Petra wirft die Frage auf: „Schaut mal zur Genua. Geht da Luft nach Lee verloren?“ Nach Betrachtung der oberen und unteren Genuafäden, nach Beurteilung des Twists, der Profiltiefe, des Vor-, Achter- und Unterlieks und Ansicht des Holepunktes, unter Einbeziehung des Großsegels und dessen Trimms, sowie in der Abgleichung mit dem Verklicker wird einhellig entschieden:
Nein, bei der österreichischen Crew steht der Bauch gut.
Ein Schelm der anderes dabei denkt!
In Praia da Vitória passieren wir das Leuchtfeuer und finden uns kurz darauf vor einer Reihe Bojen wieder, dem Abgrenzungsbereich zwischen Schwimmer und Marina. Direkt auf die Schwimmer zuhaltend ragt der Bug unserer „Primo“ annähernd über die Bojen und dreht dann knapp nach Steuerbord um eine Stegkante herum. Die Schwimmer scheint der Anblick des über ihnen aufragenden Freibords überhaupt nicht zu beeindrucken. Sie stehen hüfthoch im Wasser, und wir haben 2,20 m Tiefgang. Unglaublich!
Die Stadt Praia da Vitória überzeugt uns bei einem Spaziergang hingegen nicht. Die glorreichen Zeiten des Militärflughafens im zweiten Weltkrieg, die den Ort als Fly-In-Station im Atlantik genutzt haben, sind längst vorbei. Praia da Vitória versinkt zunehmend in einem tiefen, ungeputzten Schlaf. So zumindest wirkt der schmucklose Ort auf uns.
Zurück vom Abendessen an Land beschließen wir, die rund 70 anstehenden Seemeilen retour nach Pico sofort in Angriff zu nehmen und legen kurz nach 22.00 Uhr schon wieder ab. Die Nachtwachen sind eingeteilt – es beginnen Skipper Christian und seine Frau Ingrid. Um 00:30 Uhr erscheinen Petra und Eva im Cockpit. Stockdunkle Nacht empfängt uns: kein Stern, kein Schiff und wen sollte es noch verwundern: kein Wind! Überhaupt nichts, auch kein zaghaftes Lüftchen! Somit dümpelt die „Primo“ mit zwischen 2 und 4 kn Fahrt durch die Nacht. Wie lähmend! „Lass die Crew schlafen, uns treibt ja nichts!“ war der Befehl vom Skipper. Wir schlängeln uns also mühsam um einen kleinen Felsen an der Südspitze von Terceira herum. Eva bittet Neptun - oder wer auch immer dafür zuständig ist - inständig um Wind. Der kommt dann auch langsam an als Harry und Alex die nächste Nachtwache um 02:30 Uhr übernehmen. Frustriert schleichen Petra und Eva, unter nun locker 5 bis 6 kn Fahrt im Schiff, zum Schlafen in ihre Kojen.
Verdammt, warum dürfen die Männer jetzt anständig segeln, und wir Damen vorher nicht?!
Übrigens: den einzigen, wahren und wirklich guten Segelwind der gesamten Woche erleben dann Manfred und Rotina bei der auf Harry und Alex nachfolgenden Nachtwache zwischen 04:30 und 06:30 Uhr. Bei 20 bis 23 kn geht’s mit 7,5 kn Speed – unter Segeln – wenigstens einmal in der ganzen Woche recht flott dahin, denn danach schläft der Wind wieder mal ein. War doch klar, oder?
Gegen 06:30 Uhr erscheint die Sonne in der Kimm, und die Delfine sind wach. Fasziniert schaut die nächste Wache – Ingrid und Eva (der Skipper, der eigentlich dran wäre, darf weiterschlafen) - dem Jagen der Meeressäuger zu. Immer wieder ziehen die Rückenfinnen, erst langsam in einem großen Kreis durchs Wasser, um dann in immer enger werdenden Kreisen zu beschleunigen. Das große Fressen hat begonnen. Massen von Sturmtauchern schwimmen in der Mitte des Kreises, um Fischreste abzugreifen. Wenn schon kein Wind in den Nachtwachen so hat uns Mutter Natur wenigstens einen wunderschönen Sonnenaufgang und ein spektakuläres Tierbeobachtungserlebnis beschert.
Gegen Mittag erreichen wir die Insel Pico und legen uns – Aug-in-Aug mit dem gleichnamigen Vulkan Pico - in Lajes do Pico an die Boje. Wie in jeder Marina auf den Azoren muss man – trotz Zugehörigkeit der Inseln zu Portugal – trotzdem einklarieren bzw. ausklarieren. Nur jetzt stehen wir vor dem Problem, dass unser bis dahin komplett neues, noch nie zuvor in Gebrauch gewesenes Dinghi erst zusammengebaut werden muss.
Also wird das technische Bastel-Know-How unser besseren Hälften an Bord benötigt: Alex und Manfred kümmern sich um das jungfräuliche Dinghi, während unser Skipper sich mit Manfred (am Dinghi-Ruder) um die Formalitäten an Land kümmern.
In Lajes do Pico, auf einer einsamen Boje, mit Blick auf ein kleines, aber SEEEEHR ruhiges Drive-In (Kaff), mitten im Atlantik legen wir also unseren Lazyday ein. Absolute tiefenentspannte Entschleunigung und sinnvolles (oder sinnloses?) Sinnieren über Gott und die Welt steht heute am Programm.
Nur kurz, aber wirklich ganz kurz schweifen die Gedanken an die Kollegen, die sicherlich gerade gestresst im Büro ihre Zeit absitzen müssen. Wollen wir tauschen? Nein, lieber nicht … auch wenn wir auf einer einsamen Boje, mit Blick auf ein Drive-In-Kaff, mitten im Atlantik liegen!
Nach einer recht durchschaukelten Nacht (Schwoj) halten wir auf den wenigen Seemeilen zurück nach Velas auf São Jorge Ausschau nach Walen, die hier im Sommer eigentlich zahlreich mit ihren Jungen durchziehen sollen. Ein Swim-In sozusagen, bevor es für die majestätischen Tiere zurück in die kalten Gewässer Richtung Arktis und Antarktis geht. Plötzlich taucht neben uns ein Felsen auf. Schwimmend, ca. 10 bis 12 m lang und prustend. Gebannt schauen wir aufs Meer. Kein Kopf, kein Flipper und keine Fluke sind zu sehen, aber gleichmäßig und gelassen zieht eine große Masse in wohl 20 bis 30 m Entfernung seine Bahnen. Immer wieder mit einem Buckel eintauchend, im letzten Drittel eine kleine, dreieckige Rückenfinne.
Wir vermuten, es ist ein Buckelwal, sicher sind wir uns aber nicht. Allein die immensen Ausmaße dieser Tiere lassen Jeden von uns ehrfürchtig und dankbar für diesen besonderen Moment werden. Die Crew der Avanti, die uns später in Horta anhand eines Videos zeigte, wurde sogar von einem Finnwal, parallel neben ihrem Boot schwimmend, begleitet.
Das ist einer dieser besonderen Momente, an den man sich im Leben immer erinnern wird!
In Velas treffen wir wieder auf die „Strappo“ und verabreden uns mit der ebenfalls achtköpfigen Crew zum Abendessen. Die „Aua-Aua“-Rufe kennen wir ja bereits, als wir nach dem Essen bei Dunkelheit zurück auf die Schiffe kehren. Nach der winddurchmischten Nachtfahrt und der schwojdurchschaukelten Nacht wird es heute nun eine ruhige Nacht, zumindest was die Schiffsbewegung anbelangt.
Am nächsten Morgen sind wir bereits auf dem Rückweg nach Horta, wo alles vor einer Woche begann. Eine schöne, erlebnisreiche Woche neigt sich mittlerweile langsam dem Ende zu.
Plötzlich tauchen vor uns riesige Delfine auf. Oder sind es wieder Wale? Lange treiben wir ohne Motor im Meer und beobachten. Gleichmäßig laut ausatmend, Walen sehr ähnlich, ziehen die vier Tiere, darunter auch ein Muttertier samt Nachwuchs, unbeeindruckt in unserer Nähe ihre Bahnen. Sind es wirklich Delfine, oder vielleicht Schweinswale? Sie sind doch relativ groß, pechschwarz und atmen so deutlich, wie wir es alle noch nie bei Delfinen gehört haben. Wir sind uns nicht sicher, aber auch dieses ganz besondere Erlebnis führt zu Gänsehaut und zu ehrfürchtiger Stille an Bord.
Was für ein toller Abschluss!
Wir müssen aber weiter und drehen die „Primo“ Richtung Horta ab, wo wir wieder vollgetankt bei einer zuerst etwas unfreundlichen, deutschen Crew nach einiger Diskussion erst nach dem zweiten Anlegemanöver gnadenhalber im Päckchen anlegen dürfen.
Am letzten Abend treffen sich alle YCA-Clubtörn-Teilnehmer/-Innen im Peter Café Sport. Es gilt als eines der international bekanntersten Cafés, insbesondere als DER Treffpunkt der weltweiten Segelszene. Ehrfürchtig bestaunen wir das mit Erinnerungstücken vollgeladene Café in einer extra für uns organisierten Museumsführung mit dem Chef des Hauses höchstpersönlich.
Was für eine besondere Ehre für den Yacht Club Austria!
Alle 31 YCA-Clubtörn-Teilnehmer-/Innen, alle gedressed mit türkisblauen YCA-Polohemden, wie 31 Schlümpfe inklusive der 8 Strappo-Superschlümpfe.
„Ja, wo kommt ihr denn her?“ - „Aus Austria, bitte sehr‘.