Neben der Ausrüstung mit dem technischen Equipment wird generell an Bord sehr viel für die Sicherheit getan: eine Rettungsinsel ist an Bord; Rettungswesten natürlich auch. Dann noch ein EPIRP und Seenotraketen. Und elektronische Helfer wie AIS oder einen persönlichen Seenotsender kommen teilweise auch schon zum Einsatz.
So weit, so gut. Aber wurde das alles schon mal ausprobiert? Wer von uns hat schon mal seine Rettungsweste unter realistischen Bedingungen getestet? Wie ist das, wenn man im Ölzeug und mit aufgeblasener Rettungsweste vom Wasser aus in eine Rettungsinsel einsteigen muss? Wie bekommt man eine über Bord gefallene Person wieder an Deck? Was macht man, wenn die Pantry brennt? Wie handhabe ich die Notfallsignalmittel?
Im Zuge des 4. OSI-Lehrganges wurden bei einem ganztägigen World Sailing Sicherheitstraining (ex ISAF Sicherheitstraining) in Ebensee bzw. in Weyregg am Attersee genau diese Aspekte rund um das Thema „Sicherheit auf See“ von Christian Kargl in der Theorie besprochen und von uns Lehrgangsteilnehmer auch in der Praxis umgesetzt.
Das Sicherheitstraining begann mit dem Abfragen von sicherheitsrelevanten Dingen unter Zuhilfenahme von Anschauungsmodellen, Unterschiede bzw. Vor- und Nachteile von Rettungswestenmodelle, welche Seenotsignalmittel haben wir an Bord, und viele weitere Dinge rund um das Thema Sicherheit.
Dann ging es weiter ins Schwimmbad.
Schon ein bisschen seltsam, ein Hallenbad in voller Montur, sprich mit komplettem Ölzeug samt Rettungsweste zu betreten.
In zwei Gruppen zu je sechs Personen wurden wir ins Becken geschickt.
Reinspringen! Abwarten! Pschhhhhhht! Die Rettungsweste hat sich aufgeblasen. Und schnürt Einem fast die Kehle ab, weil sie nach oben rutscht. Deswegen ist es wichtig, unbedingt den Schrittgurt zu benutzen. Der hält die Rettungsweste nämlich dort, wo sie sein soll. Außerdem muss die Rettungsweste möglichst eng am Körper anliegen.
Die ersten Übungen bestanden aus „Kreis bilden – mit Blick nach innen und mit Strampeln nach außen“ und Schwimmformation „Schlange“ bilden, um das Schwimmen in einer Gruppe zur Rettungsinsel zu simulieren.
Dann der große Moment: die Rettungsinsel wurde zu Wasser gelassen.
Normalerweise wird diese vom Boot aus ins Wasser geworfen und ausgelöst, dabei ist wichtig zu wissen, dass sich die Rettungsinsel nicht von selbst öffnet, sondern dass man an einer Leine den Auslösemechanismus betätigen muss. Eigentlich logisch, aber im Notfall muss man daran denken.
Unsere Übungsrettungsinsel hatte jedoch leider einen kleinen technischen Defekt durch die vorherige Gruppe erlitten und musste somit – ausnahmsweise - mit der Kompressorflasche manuell aufgeblasen werden.
Nach den unbeholfenen Schwimmübungen ist nun Klettern angesagt. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn mit Hängen und Würgen zieht man sich in die Rettungsinsel. An die Situation, das bei Seegang, kaltem Wasser und starkem Wind auf offener See machen zu müssen, will man gar nicht denken.
In der Insel steht das Wasser kniehoch, denn jeder, der einsteigt, bringt literweise Wasser mit. Und eng ist es. Mit sechs Personen kann man sich kaum rühren. Auch das ist Absicht. Je weniger Platz in der Insel ist, desto sicherer schwimmt sie. Und außerdem kühlt man im Falle eines Falles nicht so schnell aus.
Ganz klar - gemütlich geht anders!
Und was lernen wir daraus: Die Rettungsinsel ist die allerletzte Notlösung. Sie kommt erst zum Einsatz, wenn das Boot sinkt oder abbrennt. Und wenn es irgendwie möglich ist, sollte die Rettungsinsel vom Boot aus bestiegen werden. Dann kommt weniger Wasser hinein und man ist auch selbst nicht so nass!
Das Aufrichten einer umgedrehten Rettungsinsel und das "Unter-der-Rettungsinsel-Durchtauchen" wird auch noch von allen Teilnehmern fleißig geübt.
Triefend nass, etwas erschöpft, aber mit reichlich neuem Wissen und Erfahrungen geht dieser spannende Teil zu Ende.
Abgetrocknet und nach einem Mittagessen gestärkt geht es zum nächsten Teil des Sicherheitstrainings, nämlich zum Brandschutz und zur Brandbekämpfung. Wieder zuerst in der Theorie im Seminarraum und dann der praktische Teil am Ufer des Attersees.
Zuerst die Übung mit dem Pulverfeuerlöscher, dann mit der Löschdecke und als Highlight der pyrotechnische Teil mit einem orangen Rauchsignaltopf, Handsignalfackel für jeden Teilnehmer und Abschuss von zwei Fallschirm-Signalraketen.
Zum Abschluss gab es dann im Seminarraum noch als Goodie einen „Wie-lege-ich-meine-Rettungsweste-wieder-richtig-und-komplett-zusammen“-Schnellkurs.
Rotina Mihai
YCA Crew Wien-NÖ-Burgenland